Veränderung ist möglich Forensisch-therapeutische Einblicke in Forschung und Praxis
Überblick
Unser Programm am 21.11.2024
09.30 Uhr Ankommen mit musikalischer Begleitung
10.00 Uhr Grußwort Georg Eisenreich, Bayerischer Staatsminister der Justiz
10.15 Uhr Grußwort Kai Stähler, Vorstand der Stadtmission Nürnberg e.V.
10.30 Uhr Dr. Miriam Kolter & Team Fachambulanz
Jeder Tag ein neuer Anfang.
Für Klienten*innen wie auch Mitarbeitende forensischer Ambulanzen ist es zentral, die Zuversicht für positive Veränderungen immer wieder zu stärken und positive Entwicklungen zu würdigen. Diese Aufgabe stellt sich insbesondere dann als herausfordernd dar, wenn individuelle und situative Ausgangsbedingungen schwierig sind oder wenn es zu Rückschlägen und Rückfällen kommt. Der Vortrag reflektiert Wege, mit denen man diesen Herausforderungen in der forensisch-therapeutischen Praxis sowohl realistisch als auch vorwärtsgewandt begegnen kann.
11.15 Uhr Begegnung, Austausch und Buffet mit musikalischer Begleitung
12.00 Uhr Dr. Martin Schmucker
Verändert Therapie das Rückfallrisiko?
Messung und Beurteilung der Therapiewirkung in der Straftäterbehandlung.
Die Behandlung von Straftätern*innen erfolgt in der Regel mit dem Fernziel der Sicherung der Legalbewährung. Therapie kann an diesem Ziel allerdings nur vermittelnd ansetzen und durch die Arbeit an Risiko- und Schutzfaktoren die Risiken für erneute Straftaten beeinflussen. Im Vortrag soll betrachtet werden, wie die Zielerreichung in der Therapie mit Straftätern*innen gemessen werden kann und inwieweit sich therapienahe Veränderungsmaße mit dem Fernziel der Legalbewährung verknüpfen. Dies soll anhand von Beispielen aus der Evaluationsforschung veranschaulicht werden und unter anderem auf Daten aus der Evaluation der psychotherapeutischen Fachambulanzen für Gewaltstraftäter*innen in Bayern zurückgreifen.
12.45 Uhr Dr. Susanne Beier
Schluss machen: Therapeutische Strategien zur Unterstützung von Ausstiegsprozessen aus Kriminalität.
Die Desistance-Forschung beleuchtet den Prozess des Abnehmens und nachhaltigen Ablassens von Kriminalität über die Lebensspanne von Individuen. Damit liefert diese Forschung Erkenntnisse über Ursachen für Ausstiegsprozesse und Variablen, die für die Beendigung krimineller Karrieren bedeutsam sind. Auf Basis der aktuellen Befunde und Theorien lassen sich praktische Implikationen für die Behandlung von straffälligen Menschen ableiten.
13.30 Uhr Mittagspause mit Buffet
14:30 Uhr Prof. Dr. Julia Sauter
Bedrohung und Bedrohungserleben in der forensischen Psychotherapie – Eine Auseinandersetzung mit dem Restrisiko.
Forensische Psychotherapie findet also immer mit der Gewissheit statt, dass Rückfälle vorkommen (können). Im Rahmen des Vortrags werden zunächst aktuelle Wirksamkeitsevaluationen vorgestellt. Anschließend werden Strategien im Umgang mit dem Restrisiko sowie mit der Bedrohung und dem Bedrohungserleben in der forensischen Psychotherapie bzw. in der ambulanten Nachsorge allgemein vorgestellt und diskutiert.
15.15 Uhr Mag.a Monika Eichhübl
Hilft eine gemeinsame Risikosprache zwischen Diagnostikern und Behandlern?
Im österreichischen Maßnahmenvollzug an persönlichkeits- und verhaltensgestörte Straftäter*innen wurde im Jahr 2017 verpflichtend die Violence Risk Scale und ihre Version für Sexualstraftäter*innen als gemeinsame Sprache für die Risikokommunikation und Behandlungsplanung (»risk-need-responsivity«) implementiert. Am Anfang der Behandlung steht im Idealfall ein umfangreicher Diagnostikprozess. Aber lassen sich dessen Ergebnisse in den Justizalltag überführen? Welche Implikationen ergeben sich aus einer individuellen Fallformulierung? Wie können tatanaloge Verhaltensweisen erkannt werden und wie soll man diesen und den störungsbedingten Interaktionsstilen im Justizalltag begegnen? Der Vortrag gibt einen Einblick in das Spannungsfeld zwischen diagnostischen Implikationen und Vollzugsrealität.
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Prof. Dr. Andreas Mokros
Psychopathische Menschen erkennen und mit ihnen umgehen.
Psychopathie ist eine besonders schwerwiegende Variante der Antisozialen Persönlichkeitsstörung. Sie unterscheidet sich von dieser durch manipulatives Geschick und Gemütlosigkeit. Dementsprechend sind hochgradig psychopathische Menschen schwierig zu identifizieren und zu behandeln. Dabei ist beides essenziell, denn Psychopathie ist ein Hauptrisikofaktor für schwere Gewaltkriminalität. Im Vortrag werden aktuelle Erkenntnisse und Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung dargestellt, mit Bezügen zur praktischen Handhabung.
Wichtige Hintergrundinformationen
Anlass und Ziele
Die Relevanz psychotherapeutischer Interventionen bei straffällig gewordenen Personen ist heute sowohl gesellschaftlich als auch politisch anerkannt. Mittlerweile können wir in Nürnberg auf 15 Jahre ambulanter psychotherapeutischer Behandlung als wichtigen Baustein der Resozialisierung zurückblicken. Dabei erleben wir täglich, dass Veränderung möglich ist, – nicht bei allen Klienten*innen und nicht zu jedem Zeitpunkt – dennoch trägt diese Überzeugung uns in unserer Arbeit.
Neben der Vorstellung unserer Arbeit freuen wir uns, eine Reihe von fachlich inspirierenden Experten*innen aus Forschung und Praxis in Nürnberg begrüßen zu dürfen. Diese werden Einblicke in ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen in Bereichen der Wirksamkeit von Therapien, neuen Methoden der Risikokommunikation, therapeutischen Ansätzen zur Unterstützung des Ausstiegs aus der Kriminalität sowie der Diagnostik und Behandlung psychopathischer Störungen geben. Ein weiteres bedeutendes Thema wird das zunehmend präsente Phänomen des Bedrohungserlebens sein.
Wir laden Sie herzlich zu unserem Fachtag ein und freuen uns darauf, dieses Jubiläum gemeinsam mit Ihnen zu feiern!
Anmeldung
Bitte melden Sie sich ausschließlich per E-Mail an unter Nennung des Vornamens/Namens des*der Teilnehmers*in mit dem beigefügten Anmeldeformular bis zum 30.09.24 über unser Sekretariat: fachambulanz@stadtmission-nuernberg.de
Sie erhalten nach Ihrer Anmeldung eine Anmeldebestätigung mit Rechnung.
Rückfragen per E-Mail/unter Telefonnummer: (0911) 37 65 36 70
Fortbildungspunkte
Für die Veranstaltung werden 6 Fortbildungspunkte bei der PTK Bayern beantragt.
Tagungsgebühr
inkl. Getränke und Mittagsbuffet:
80,00 € bei Zahlung bis zum 15.08.2024
90,00 € bei späterer Zahlung
40,00 € für Studierende
Wir weisen darauf hin, dass Ihr Platz aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl erst nach Überweisung der Tagungsgebühr reserviert wird.
Kontoverbindung für die Tagungsgebühr
Stadtmission Nürnberg e.V.
IBAN: DE19 7606 9559 0001 2323 39
BIC: GENODEF1NEA
VR Bank Metropolregion Nürnberg eG
Stichwort: »Fachtagung Fachambulanz«
+ Vorname/Name des*der Teilnehmers*in
Stornierung
Bei Stornierung bis zum 31.10.2024 fällt eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 15,00 € an, darüber hinaus gezahlte Teilnahmegebühren werden nach der Tagung erstattet. Bei Stornierung nach dem 31.10.2024 ist keine Rückerstattung mehr möglich.
Anreise
Veranstaltungsort
Gemeinschaftshaus Langwasser
Glogauer Straße 50
90473 Nürnberg
Anreise mit der Bahn
Sie erreichen das Gemeinschaftshaus Langwasser vom Nürnberger Hauptbahnhof aus in wenigen Minuten:
Fahren Sie mit der U-Bahn Linie U1 in Fahrtrichtung Langwasser Süd bis zur Haltestelle Gemeinschaftshaus, Nürnberg.
Anreise mit dem Auto
Parkmöglichkeiten vor Ort:
Parkplatz
Glogauer Str. 60
90473 Nürnberg
Parkhaus Franken Center
Franken-Center
90473 Nürnberg
Referenten*innen
Dr. Martin Schmucker
ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie der Friedrich-Alexander-Univer-sität Erlangen-Nürnberg, wo er auch Psychologie studierte und 2004 promovierte. Er beschäftigt sich mit Forschungsintegration, der Evaluation von Präventions- und Interventionsmaßnahmen, insbesondere im Bereich der Behandlung von Straftätern, sowie mit den Hintergründen von antisozialem Verhalten.
Dr. Susanne Beier
ist Dipl. Psychologin, Systemische Therapeutin und Paartherapeutin. Sie ist seit mehr als 10 Jahren im Bereich der Straffälligenhilfe tätig und leitet seit 2018 die Hessische Fachambulanz, eine forensische Ambulanz des Strafvollzugs mit Zuständigkeit für gesamt Hessen. In verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschäftigte sie sich mit der Behandlung von straffälligen Menschen.
Prof. Dr. Julia Sauter
leitet das Fachgebiet Rechtspsychologie an der Universität Kassel (Qualifikationsprofessur). Nach ihrem Psychologiestudium (Dipl.-Psych.) in Heidelberg war sie als Therapeutin im Maßregelvollzug sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Charité Berlin tätig. Parallel dazu promovierte sie an der Universität Mainz und erlangte ihre Approbation als psychologische Psychotherapeutin (TP). Vor ihrem Ruf an die Universität Kassel leitete sie die Therapeutische Fachambulanz der Justiz in Cottbus.
Mag.a Monika Eichhübl
ist als Klinische Psychologin seit 2006 im österreichischen Straf- und Maßnahmenvollzug tätig. Nach zweijähriger Tätigkeit in einer Justizanstalt mit dem Schwerpunkt Behandlung und Betreuung von Sexualstraftätern wechselte sie 2008 an die Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST) in Wien, wo sie bis 2015 tätig war. Seitdem ist sie an der Clearingstelle für den Maßnahmenvollzug gemäß § 21 Abs. 2 öStGB (CS) für die Erstellung und Kommunikation intramuraler (gutachterlicher) Stellungnahmen, mit Fokussierung auf eine »criminongenic needs«-Einschätzung, zuständig.
Prof. Dr. Andreas Mokros
leitet das Lehrgebiet für Persönlichkeits-, Rechtspsychologie und Diagnostik an der Fernuniversität in Hagen. Aktuell ist er Dekan der dortigen Fakultät für Psychologie. Er ist Fachpsychologe für Rechtspsychologie und hat im psychiatrischen Maßregelvollzug gearbeitet. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Antisozialität/ Psychopathie, dimensionale Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen und Kriminalprognose.
Dr. Miriam Kolter
leitet gemeinsam mit Nicola Buchen-Adam seit 2021 die Psychotherapeutische Fachambulanz Nürnberg. Zuvor arbeitete sie als Therapeutin und therapeutische Leitung in der Fachambulanz. Sie ist Psychologische Psychotherapeutin (VT) und als Dozentin und Supervisorin tätig.