Was sind die Wechseljahre?
Fischer: Der Begriff Wechseljahre ist nicht geschützt. Eigentlich erleben wir unser ganzes Leben lang Wechseljahre, ständig ändert sich etwas.
Ich meine mit Wechseljahren im Wesentlichen die Jahre ab 50+, wenn die Zyklen weniger werden, hier und da eine Menstruation ausbleibt und schließlich ganz versiegt. Der hormonelle Hintergrund ist das Absinken des Östrogenspiegels. Aber auch in der Phase davor, wenn Frauen in ihren Vierzigern noch gut östrogenisiert sind, haben sie mitunter Beschwerden. Dann ist häufig das fehlende Progesteron des Problem.
Warum haben die Wechseljahre einen eher schlechten Ruf?
Fischer: Die hormonellen Umbrüche dieser Jahre werden sehr schnell pathologisiert – zu Unrecht. Die Statistik sagt: Ein Drittel der Frauen hat Null Probleme mit der Menopause, ein weiteres Drittel leichte Beschwerden und bei nur einem Drittel beeinträchtigen stärkere Begleiterscheinungen die Lebensqualität. Die Mehrheit der Frauen kommt also gut mit dem Hormonwechsel zurecht. Das müssen wir festhalten.
Hitzewallungen, Schleimhautprobleme, Herzrasen – sind diese körperlichen Symptome das wesentliche Problem?
Fischer: Das Thema Kinderkriegen zum Beispiel ist mit der Menopause wirklich durch, auch damit müssen sich Frauen auseinandersetzen. Der Körper verändert sich, wird sichtbar älter. Eine angepasste Lebensweise mit Sport, gesunder Ernährung, gutem sozialem Austausch und ein stabiles Selbstbewusstsein sind hilfreich, halten diese natürliche Entwicklung aber nicht auf. Aber wer sagt eigentlich, dass ältere Frauen weniger attraktiv sind?
Haben die Wechseljahre nicht auch Vorteile?
Fischer: Aber ja unbedingt! Ich mache immer Werbung fürs Älterwerden, denn es gibt ganz erhebliche Vorteile: Das ist zum Beispiel der ungeheure Erfahrungsschatz, das ist die Menschenkenntnis und natürlich viel mehr zu wissen, was ich will und was nicht.
Kann frau diese Aspekte wertschätzen lernen?
Die Wechseljahre sind aus meiner Sicht auch da, um sich innerlich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Inne zu halten, bewusst zu schauen, wie lebe ich eigentlich und wie will ich leben? Richte ich mich nach mir oder vielleicht nur nach irgendwelchen Konventionen? Diese Selbstverortung, vielleicht auch Neuorientierung kann unglaublich gut tun. Die Zeit nach einer möglichen Familienphase setzt wirklich noch mal Energie frei für einen selbst und neue Projekte.
Sie sind praktische Ärztin, ihr Spezialgebiet ist die Frauen-Naturheilkunde. Was macht diese aus?
Fischer: Ich habe ein großes Vertrauen in den Körper und seine Regulationskräfte. Den körpereigenen Kräften ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, anstatt zu Unterdrücken oder zu Ersetzen, zum Beispiel durch Hormone oder OPs - das halte ich einfach für eine gute Idee. 90% aller Beschwerden bei den Frauen kriegen wir hormonfrei hin, mit Naturheilmitteln und mit einer bewussteren Lebensführung.
Sind Naturheilmittel für jede Frau etwas?
Fischer: Keine Methode ist für jede gut. Naturheilverfahren sind aber keine Einstellungssache. Eine Methode muss auch funktionieren, wenn man nicht dran glaubt. Wir haben sehr potente Naturheilmittel.
Welche zum Beispiel – sagen wir bei Hitzewallungen?
Fischer: Da helfen zum Beispiel östrogenausgleichende Pflanzen wie Rotklee, Cimicifuga, Rhapontikrhabarber. Um die Schwitzerei zu mindern, ist Salbei eine gute Verbündete. In meinen Workshops gebe ich den Frauen dazu Rezepte mit, die sie einfach ausprobieren können.
Was sagen sie den Frauen, die lieber auf Hormonbehandlungen setzen?
Fischer: Das Risiko von gynäkologischen Krebserkrankungen ebenso wie alle möglichen Gefahren, die mit der Blutgerinnung zu tun haben, erhöht sich. Das muss man wissen. Der gesunde Menschenverstand und schon gar der medizinische Sachverstand sagt einem, dass Substanzen, die im Frauenkörper eigentlich dafür gedacht sind, den monatlichen Schleimhautaufbau zu bewerkstelligen und für eine Schwangerschaft bereit zu machen, Wachstumsimpulse sind. Künstlich und über die übliche Zeit hinaus verabreicht, können die natürlich auch in die falsche Richtung wirken.
Dann also lieber ganz ohne Hormone?
Nicht generell. Bei extremen Turbulenzen greife ich wenn, dann ausschließlich auf bioidentische Hormone zurück. Diese werden dann sehr individuell, niedrig dosiert über die Haut verabreicht – so kurz wie möglich. Das kann durch Stressphasen durchhelfen.
Was wollen Sie den Frauen in ihren Vorträgen, Büchern und Seminaren mitgeben?
Fischer: Ich plädiere dafür, die Wechseljahre und das Versiegen der Menstruation als gute und wichtige Übergangsphase im Leben zu sehen – das sind die besten Voraussetzungen, um gelassen und guten Mutes älter zu werden. Grundsätzlich liegt mir die Idee der Selbsthilfe am Herzen. Insbesondere im Tagesseminar kann ich tiefer auf die individuellen Fragen der Frauen eingehen und praktische Tipps geben.
Mehr zum Thema erfahren Frauen in Kürze in zwei Veranstaltungen mit Heide Fischer. Der Arbeitskreis Frauen und Gesundheit, in dem auch die Stadtmission Nürnberg engagiert ist, hat die Ärztin nach Nürnberg eingeladen.
Im Vortrag »Ab 40 – gesund und munter durch hormonelle Turbulenzen«
Termin: Donnerstag, 31. Januar 2019, ab 18.30 Uhrurlounge | 3. OG
Ort: Thalia-Buchhaus CAMPE, Kulturlounge im 3. OG
Karolinenstraße 53, 90402 Nürnberg
Teilnahme: kostenfrei, ohne Anmeldung
Im Tagesseminar »Ab 40« für Fachfrauen und alle Interessierten
Termin: Freitag, 01. Februar 2019, 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr
Ort: Christine Kreller-Haus der Stadtmission Nürnberg, Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Teilnahme: 90,-€ p. P., inkl. Tee und Kaffee
Anmeldung über das Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum Nürnberg (FMGZ)
T. ( 0911) 328262
info@fmgz-nuernberg.d