Unter diesem Motto hatte die AIDS-Beratung Mittelfranken zu einer Podiumsdiskussion anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens am Montag, den 25. Juni 2012, in die Räume des Presseclub Nürnberg eingeladen.
Unter der Moderation von Filmautor Michael Aue diskutierten Prof. Dr. med. Thomas Harrer von der Uni-Klinik Erlangen, Stadtdekanin Barbara Kittelberger vom Ev. Luth. Dekanat München, Ulla Sönmetz, Ehrenamtliche Mitarbeiterin der Gruppe »Positiv Mittendrin«, Ministerialrat Dr. Georg Walzel vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Dominik Weiß, Leiter der AIDS-Beratung Mittelfranken, über die Situation von Betroffenen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Einig war man sich, dass man heute in Deutschland weit entfernt von der AIDS-Hysterie der 80er und 90er Jahre sei. »Damals wurde in Teilen der evangelischen - und anderer –Kirchen AIDS als eine Strafe Gottes angesehen", so Barbara Kittelberger, »heute geht zumindest die evangelische Kirche mit dem Thema Sexualität und AIDS normaler um.«
Professor Harrer sah vor allem im medizinischen Bereich große Fortschritte: »Wir stehen AIDS aus medizinischer Sicht nicht mehr hilflos und unwissend gegenüber wie in den 80er Jahren. Gerade in den letzten 10 Jahren wurden in der Behandlung enorme Fortschritte erzielt.«
Das sich trotz der Hysterie auch etwas Positives aus den Auseinandersetzungen der damaligen Zeit entwickelt hat, darauf verwies Ministerialrat Dr. Walzel: »Aus dem heftig umstrittenen bayerischen AIDS-Maßnahmen-Katalog von 1987 ging u.a. auch das flächendeckende Netz von Beratungsstellen in Bayern hervor. Bundesweit stehen wir damit an der Spitze.«
Etwas differenzierter sah es Ulla Sönmetz: »Ich erlebe immer wieder, dass Menschen auf Distanz gehen, wenn sie von meiner Krankheit erfahren. Ich weiß, dass man Ängste nicht beiseite schieben kann, aber man kann sich informieren.« Ein Punkt, an dem auch Dominik Weiß, Leiter der AIDS-Beratung Mittelfranken, ansetzte: »Einerseits ist es gut, dass das Thema AIDS keine Panik mehr auslöst, andererseits hat es dazu geführt, dass sich viele Menschen kaum noch Gedanken darüber machen. Sie sind im Schutz vor Geschlechtskrankheiten und AIDS eher wieder sorglos geworden. Umso wichtiger ist daher Aufklärungsarbeit.« Ein Ansatz, der von den anderen Anwesenden geteilt wurde.
Die Frage, was nun Normalität im Umgang mit AIDS sei, beantwortete Ulla Sönmetz: »Jeder Mensch hat seine eigene Normalität und das sollte jeder respektieren.«