"Armut hat (d)ein Gesicht" – so lautete das Motto der Stadtmission auf der 2. Nürnberger Sozialmeile. Am 22. Juni lockten 2m hohen Zerrspiegeln viele Passanten an den Stand vor der Lorenzkirche. Sich mal größer, mal kleiner oder dicker zu betrachten, amüsierte alle. Weniger Amüsantes konnten sie dann auf den beschrifteten Spiegeln gleich daneben lesen. Hier waren bedrückende Fakten zur Armut in Nürnberg aufgeführt:
- 100.000 Nürnberger sind arm oder von Armut bedroht
- 18.800 Nürnberger müssen ihr Einkommen durch Arbeitslosengeld II aufstocken
- 1.500 Nürnberger haben keine Wohnung
- 772 EURO beträgt die Durchschnittsrente in Nürnberg
"Für uns waren die Zerrspiegel ein guter Einstieg, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen", so Gabriele Koszanowski, Bereichsleiterin der Gefährdetenhilfe bei der Stadtmission. "Viele sind sich über die Dimension der Armut in unserer Stadt nicht bewusst und waren sehr erschrocken, als sie die Zahlen sahen. Gleichzeitig wollten wir den Menschen deutlich machen, dass Armut jeden treffen kann."
Stichwort Sozialmeile
36 soziale Organisationen haben sich 2010 zum Nürnberger Sozialbündnis zusammengeschlossen, um gegen die zunehmende soziale Spaltung in der Gesellschaft anzukämpfen. Mit der Sozialmeile will das Bündnis die Bevölkerung für Sozialthemen sensibilisiern. Die diesjährige Sozialmeile stand unter dem Motto »Für mehr soziale Gerechtigkeit. Soziale Gerechtigkeit stärkt und sicherte Demokratie!« Neben mehr Steuergerechtigkeit und starken öffentlichen Leistungen gehörten zu den Forderungen der Organisatoren auch der Zugang zu kostenloser Bildung und Ausbildung von der Kita bis zur Uni, gute Arbeitsbedingungen bei einem Mindestlohn von mindestens 8,50 EURO auch ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt sowie Renten, die zum Leben reichen.