NÜRNBERG. Bis zu 300 Mahlzeiten gehen in der Ökumenischen Wärmestube täglich über den Tresen. Räumlich ausgelegt ist die Wärmestube für etwa 70 bis 80 Frauen und Männer – der tägliche Ansturm dagegen ist weit größer. Die sieben Mitarbeitenden und ihre ehrenamtlichen Helfer/innen versorgen heute fast 40 % mehr Menschen im Jahr als noch 2010. Es ist eng, häufig gibt es Konflikte – nur verständlich sei das, sagt Einrichtungsleiterin Manuela Bauer. Denn jeder, der hierher komme, bringe auch »sein Paket mit«. Doch die Besucherinnen und Besucher kommen ohne das Angebot der Wärmestube nicht aus – und das sind keineswegs nur Menschen »aus dem Milieu« oder »Arbeitsmigranten aus anderen Ländern«, sagt Bauer. Immer mehr alleinerziehende Frauen samt Kindern und vor allem Rentnerinnen und Rentner nutzten das Angebot. »Sechs von sieben unserer Intensivnutzer sind Senioren«, bilanziert Bauer. Zum Angebot zählen neben Verpflegung u.a. auch Dusch- und Waschgelegenheiten sowie Einzelfallberatung. Allerdings: »Alles läuft hier nur noch im Akkord«, meint Bauer. »Wir sind an unserer Belastungsgrenze.«
Bedingungslose Hilfe
Und trotzdem gilt uneingeschränkt: In der Ökumenischen Wärmestube ist jeder willkommen, der Hilfe bitter nötig hat. Denn »freiwillig und ohne Not kommt wahrscheinlich keiner in die Wärmestube«, meint Bauer. Auch Karen Mähner* hat das Schicksal hierher getrieben: Der Tod ihres Mannes vor wenigen Jahren setzte ihr so zu, dass sie auch in anderen Lebensbereichen den Halt und schließlich ihre Wohnung verlor. Im Sommer 2016 steht sie zum ersten Mal für ein Essen in der Ökumenischen Wärmestube an – seither geht es aufwärts: Denn hier trifft die 49-Jährige auf Menschen, die ihr helfen, ihr Leben wieder zu ordnen. Noch im selben Jahr wird Mähner selbst Ehrenamtliche in der Wärmestube, hilft an der Essensausgabe und beim Putzen von Sanitär und-Aufenthaltsräumen mit. »Das hat mir Kraft gegeben, wieder eine Aufgabe zu haben«, meint sie rückblickend. Heute hat sie wieder eine eigene kleine Wohnung und ist nach wie vor zwei Mal pro Woche ehrenamtlich in der Ökumenischen Wärmestube im Einsatz. Das Ehrenamtlichenprogramm bedeute eine »Win-Win-Situation« für alle Beteiligten, erklärt Sozialpädagogin Manuela Bauer. »Den Betroffenen tut es gut, wieder gebraucht zu werden und einen Rahmen zu haben. Und für das festangestellte Team ist deren Unterstützung und Lebenserfahrung viel wert.«
Obwohl es eng, laut und häufig angespannt in der Wärmestube zugehe, fänden die Menschen hier oft nach langem wieder eine »Gemeinschaft und Solidarität, die einiges bewirken kann«, erzählt Bauer. Über ihre Kontakte hier hätten manche der Besucher/innen beispielsweise wieder eine Wohnung gefunden, an die sie auf dem regulären Mietmarkt nie gekommen wären, erzählt sie.
"Erste Hilfe gegen Armut" - Zusammenhalt stärken
»Die Lebenswelten von armen und reichen Menschen fallen in unserem Land immer weiter auseinander«, gibt Gudrun Dreßel, Vorstandssprecherin der Stadtmission Nürnberg zu bedenken. Es bedeute einen Kraftakt für Menschen, die in Armut lebten, nicht zu resignieren und nicht den Glauben an ihre Gesellschaft zu verlieren. »Wir bitten mit unserem Aufruf ,Erste Hilfe gegen Armut‘ um Anteilnahme, Zivilcourage und vor allem Spenden von bessergestellten Nürnbergerinnen und Nürnbergern, damit wir mittellosen Menschen das Leben erleichtern können.« Denn Armut sei keine Privatsache, so Dreßel. Die Stadtmission Nürnberg kann mit den Spendengeldern Menschen aus der Wärmestube wie auch aus anderen Nothilfeeinrichtungen unterstützen. Spenden ermöglichten unkomplizierte, schnelle Hilfe, z.B. für ein »U-Bahn-Ticket«, den »Stromkostenzuschlag« oder die »erste Schulausstattung«.
Spendenkonto:
Stadtmission Nürnberg e.V.
IBAN: DE71 5206 0410 1002 5075 01
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Armut
*Name geändert