Etwa 80 geladene Gäste, darunter Unternehmer/innen, Vertreter aus Verbänden, Kirchen und Service-Clubs, fanden sich am Mittwoch, 8. November, zum ersten »Forum soziale Stadt« im Nürnberger Le Méridien Grand Hotel ein. Thematischer Schwerpunkt dieser ersten Veranstaltung war das wachsende Armutsproblem in Nürnberg und der damit einhergehende Verlust politischer und gesellschaftlicher Teilhabe von Menschen ganzer Stadtteile.
Wirtschaftlich abgehängt und stigmatisiert: Armut als doppeltes Teilhabehindernis
Mehr als jeder fünfte Nürnberger lebt unter der Armutsgrenze. »Nicht arm zu sein, ist nicht selbstverständlich«, erinnerte Stiftungs- und Stadtmissionsvorständin Gudrun Dreßel. Weiter sagte sie, gerade »die versteckte Armut ist viel mehr Alltag als wir denken«. Zigaretten, Trainingshose, großer Fernseher – das seien Klischees und vor allem Stigmata, die Teilhabe ebenso verhindern, wie die Armut selbst, so Dreßel. Ihre Zuhörer rief sie dazu auf »sich berühren zu lassen, nicht schweigend hinzunehmen«, denn Veränderung und gelebte Hilfe fange bei jedem selbst an.
Maly: Bürgerliches Engagement ist Voraussetzung des Sozialstaates
Auch Oberbürgermeister Ulrich Maly betonte:»Wir leben als Gesellschaft, als Sozialstaat davon, dass sich Bürger engagieren – aus Nächstenliebe, Barmherzigkeit, aus Moral«. Es sei Kernaufgabe von Politik und Wohlfahrt zu investieren in »Gerechtigkeitsinfrastruktur«. Das Versprechen des Sozialstaats aber sei »ohne das zivilgesellschaftliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger füreinander« nicht zu halten.
Das »Forum soziale Stadt« will die Stiftung HILFE IM LEBEN zweijährlich ausrichten und damit dazu beitragen, dass die Auseinandersetzung mit der Armuts- und Teilhabeproblematik nicht nur in Fachkreisen, sondern stärker in ziviler Nachbarschaft geführt wird.
Die Stiftung HILFE IM LEBEN hat in diesem Jahr ihren 10. Geburtstag. Dort, wo die Regelfinanzierung der sozialen Arbeit der Stadtmission an ihre Grenzen kommt, ermöglicht die Stiftung HILFE IM LEBEN besondere Teilhabeprojekte sowie individuelle Nothilfe für Klientinnen und Klienten. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung fast 40 Projekte für Nürnbergerinnen und Nürnberger aller Altersklassen finanziert.