Es gibt sie auch, die Geschichten in denen Corona statt Isolation Gemeinschaft hat wachsen lassen – so auch in einem neugebauten Wohnkomplex in der Nürnberger Kreulstraße am ehemaligen Nordbahnhof: Hier hat der Hobby-DJ Florian Dalferth während des Shut-Downs im April begonnen, regelmäßig in seinem Hinterhausgarten aufzulegen. Mit »chilligen Deep House Beats« holte er die Nachbarschaft ins Freie – auf Terrassen und Balkonen wurde getanzt und über Hecken hinweg geschwatzt. Fünf Session initiierte Dalferth bisher für seine Nachbarn*innen, jede einzelne ein voller Erfolg. Woher kam die Idee? Ansteckend wirkten auf den zweifachen Vater »die vielen Youtube-Clips aus italienischen und spanischen Nachbarschaftsquartieren, die dort während der Ausgangssperren entstanden und viral gingen.«
Gemeinschaft trotz Kontaktsperren
»Ich lebe mit meiner Familie seit sieben Jahren in unserem Haus und kannte eine Menge Leute noch nicht«, erzählt der zweifache Vater. So erkannte der 42-Jährige in dem Corona-Ausnahmezustand auch eine Chance. Er begann Zettel in der Wohnanlage zu verteilen, warb für seine musikalischen Feierabend-Sessions und bat lärmempfindliche Nachbarn*innen um ihr Einverständnis. »Es gab eine unglaublich positive Resonanz: Fröhliche Zuhörer, Dankbriefe, sogar Präsente.« Und immer wieder die Frage: »Wie können wir dir denn etwas Gutes tun?«
Dalferth wollte nichts, schon gar keinen persönlichen Gewinn aus seiner Nachbarschaftsinitiative schlagen. »Mir geht es gut, wir haben alles, was wir brauchen. Anders als viele andere, die durch die ganze Corona-Geschichte existenziell bedroht sind.« Dieser Gedanke begleitete ihn bis er seine »vorerst letzte Corona-Sundowner-Session« zum Charityevent machte: Fantastische 1.200 € spendeten die Nachbarn*innen für Wohnungslose und benachteiligte Kinder aus Nürnberg. »Menschen in Not gibt‘s ja nicht nur in der weiten Welt. Ich wollte, dass wir hier in der Stadt was für die Leute tun, denen es mies geht,« sagt Dalferth. Bei der Stadtmission habe er »konkret und greifbar« erfahren, für wen und was jetzt Geld gebraucht werde. Die gesammelten Spenden widmete er folglich dem Kindernotfonds der Stadtmission und der Ökumenischen Wärmestube.
Dieter Witt, Vertreter der Eigentümergemeinschaft der Wohnanlage an der Kreulstraße, ist doppelt begeistert von der Aktion seines Nachbarn. »Für die Bewohner war das eine große Freude. Da will ich Florian wirklich im Namen aller Danke sagen.« Andererseits hält der pensionierte Wirtschaftsprofessor Dalferths Initiative für beispielgebend. «Solche Aktionen zeigen, was man zusammen auf die Beine stellen kann. Das ist bürgerschaftliches Engagement im besten Sinne.«
Fortsetzung folgt
Dass DJ Florian Dalferth nochmal auflegt für die Nachbarn*innen, weitermacht für die gute Stimmung und den guten Zweck, schließt er nicht aus und lacht. »Deshalb hatten wir ja auch nur vom VORERST letzten Sundowner-Gig gesprochen.«