Bis zu 40 Schulkinder im Alter von sechs bis 13 Jahren werden im Diana-Hort der Stadtmission Nürnberg betreut. Sie alle wachsen in einem sozialen Brennpunkt auf, der Krisenmodus ist für viele von ihnen Alltag. »Wir haben Kinder mit langen Fluchtgeschichten bei uns, Kinder, die in Obhut genommen wurden oder solche, die aller drei Monate mit einem Elternteil umziehen«, so die Hortleiterin und Therapeutin Kristin Reidy. Entwicklungsverzögerungen, Angststörungen, Depressionen oder AD(H)S seien typische Befunde, die unter den Diana-Kindern verbreitet seien. Als integrativer Hort betreut das Team aber ganz bewusst Schüler*innen mit einer (drohenden) seelischen Behinderung zusammen mit unauffälligen Kindern.
»Schwer beeindruckt«: Silas Weg vom »Unbeschulbaren« zum Gymnasialschüler
Auch Silas*, heute zehn Jahre alt, war gerade von der Schule geflogen, als er als Zweitklässler in den Diana-Hort kam. Damals galt er als unbeschulbar, unkonzentriert, mitunter aggressiv. Für Reidy und ihr Team aber war klar: »Es hat immer einen guten Grund, warum sich ein Kind verhält, wie es sich verhält.« Mit dieser Überzeugung habe das Diana-Team den Achtjährigen aufgenommen und gefördert. Schnell erkannten Erzieher*innen und Therapeut*innen, dass Silas eigentlich unter Dauer-Stress steht: Die Geld- und Lebenssorgen der Eltern, die kleinen Geschwister – Silas fühlte sich ständig zuständig oder schuldig. In Worte fassen konnte er diese Gefühle kaum, instinktiv aber nutzte er seinen Körper, um Druck loszuwerden: »Er ist vernarrt ins Fußballspielen, das hat er als seine Ressource erkannt. Er spürt, wie ihn das entlastet«, erzählt die Pädagogin Reidy weiter. Umso impulsiver wurde Silas, wenn das Spiel nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Wenn unterbrochen werden musste, weil Mitspieler*innen weniger ernsthaft dabei waren, herumkasperten oder sabotierten. »Er wollte einfach, dass das Spiel weitergeht.« Obwohl Silas die Miteinander-Regeln im Hort genau kannte, verschaffte er sich dann nur mit Draufhauen Gehör. Doch das ist jetzt anders. Das Diana-Team hat es geschafft, Silas‘ »Handlungsoptionen zu erweitern«. Beim Fußball heißt das: Silas schlüpft nun öfter in die Rolle des Coaches und erinnert alle unablässig an die gemeinsamen Regeln. Neulich habe er es sogar geschafft, einfach zu gehen und einen Erzieher zu holen, als ein anderer ihn körperlich anging. Solche Erfolge fährt Silas aber nicht nur in der Fußball-Mannschaft ein – sie ziehen sich inzwischen durch sein ganzes Lebensumfeld. Und Hortleiterin Reidy ist vor allem eines: »schwer beeindruckt von dem Jungen!«. Selbst Silas‘ Eltern, die ganz lange überfordert mit ihm waren, sagen jetzt: »Hier kommt Ruhe zuhause rein, wir haben wieder eine klare Elternebene und eine Kinderebene.« Im September wird der Zehnjährige am Gymnasium in die 5. Klasse starten - und das, obwohl er bis vor Kurzem noch als »stark entwicklungsverzögert« galt. »Wir sind megastolz auf ihn«, sagt Reidy, die Silas‘ selbst im therapeutischen Einzelsetting über Monate hinweg gefördert hat.
Stiftung der Sparkasse Nürnberg unterstützt Kinder als Zukunftsmacher
Sechs offizielle Integrationsplätze für seelisch und geistig auffällige Kinder gibt es derzeit im Diana-Hort. Weit mehr Kinder der Gruppe hätten darüber hinaus Bedarf an individueller, therapeutischer Förderung. Um die Einzel- und Kleingruppenarbeit mit allen psychisch belasteten Kindern zu erleichtern, hat der Diana-Hort deshalb mit 20.000 EUR der Zukunftsstiftung der Sparkasse einen eigenen Therapieraum umgebaut und mit entsprechendem Lern- und Spielmaterial eingerichtet. Die neue Hochebene und das Mobiliar des Raumes erfüllt dabei doppelt guten Zweck: Gebaut wurden sie nämlich von den Auszubildenden der Jugendwerkstatt Erlangen, kurz JuWe. Die JuWe zählt zum Unternehmensverbund von Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen. Hier starten ausschließlich junge Frauen und Männer ins Berufsleben, die anderswo keine Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen haben. Etwa, weil ihre Schullaufbahn brüchig war, sie bereits Eltern sind oder weil sie mit anderen sozialen Problemen kämpfen.
Mathias Bauer, Direktor der Stiftungen und Vermögensnachfolge der Sparkasse Nürnberg und damit Hauptsponsor dieses Projektes, sagte bei seinem Besuch am Mittwoch vor Ort: »Wir haben dieses Projekt gerne und aus Überzeugung mitfinanziert, denn das Wort Zukunft steht nicht ohne Grund in unserem Namen. Die Unterstützung junger Menschen spielt bei den Förderaktivitäten eine große Rolle, denn sie sind es, die unsere Gesellschaft prägen. Manchmal braucht die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit, die Förderung der Eigenständigkeit und der Mobilität auch einen speziellen Raum, um für alle gleiche Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu schaffen.« Die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg fördert jedes Jahr gemeinnützige Projekte im Stadtgebiet Nürnberg. Die Arbeit der Stadtmission Nürnberg mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen hat sie bereits wiederholt großzügig unterstützt: So war die Zukunftstiftung der Nürnberger Sparkasse in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten Förderer der neugebauten Jugend-Reha für psychisch erkrankte Jugendliche und des Überregionalen Beratungszentrums im Martin-Luther-Haus.