Die Psychotherapeutische Fachambulanz der Stadtmission Nürnberg steht für die qualifizierte forensisch-therapeutische Begleitung von Menschen, die Sexualstraftaten oder schwere Gewaltdelikte begangen haben. Das multiprofessionelle Team aus Psychologen*innen und Sozialpädagogen*innen unterstützt diese nach ihrer Haft-Entlassung bei ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft. »Wir müssen alles dafür tun, die Bürgerinnen und Bürger vor Rückfalltaten von Gewalt- und Sexualstraftätern zu schützen. Genau hier setzen die Psychotherapeutischen Fachambulanzen an: Mit ihren Therapieangeboten leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer erfolgreichen Resozialisierung und damit zur Sicherheit in unserem Land. So wird die Rückfallgefahr erheblich gesenkt«, betonte Ministerialdirigent Krames.
»Auf die Erfolge der vergangenen 15 Jahre können wir stolz sein. Die Einrichtung der Psychotherapeutischen Fachambulanzen hat die Situation bei der ambulanten Nachsorge von Sexual- und Gewaltstraftätern in Bayern spürbar verbessert. Ich möchte mich bei den Einrichtungsleiterinnen der Fachambulanz, Dr. Miriam Kolter und Nicola Buchen-Adam, und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die wertvolle Arbeit bedanken. Auch allen Beteiligten bei der Stadtmission Nürnberg danke ich für ihre Unterstützung. Ihnen allen wünsche ich alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer verantwortungsvollen und wichtigen Tätigkeit«, so Krames weiter.
Der Bedarf ist gewachsen, die Akzeptanz auch
Die Psychotherapeutische Fachambulanz der Stadtmission Nürnberg ist 2009 als Einrichtung für Menschen, die Sexualstraftaten begangen haben, an den Start gegangen. Fünf Jahre später kamen auch Therapieangebote für Menschen dazu, die schwere Gewaltstraftaten begangen haben und ein erhöhtes Risiko mitbringen, rückfällig zu werden. Betreuten anfangs zwei Psychologen*innen die Klienten, sind mittlerweile zehn Vollzeit-Stellen mit therapeutischem Personal besetzt. »Der Bedarf ist in den vergangenen Jahren gestiegen, aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz unserer Arbeit ist gewachsen«, sagte Einrichtungsleiterin Nicola Buchen-Adam. »Die Relevanz psychotherapeutischer Interventionen bei straffällig gewordenen Personen ist heute zum Glück anerkannt«, fuhr Einrichtungsleiterin Dr. Miriam Kolter fort. Zumal der Erfolg von Therapie wissenschaftlich belegt ist: »Die Rückfallquote bei Sexualstraftaten wird durch Behandlung um circa 30 Prozent reduziert«, erläuterte sie.
Die Klienten? Männer im Alter von 18 bis 85 Jahren
Heute wie in den Anfangsjahren werden der Fachambulanz fast ausschließlich männliche Klienten zugewiesen. Diese kommen mittlerweile überwiegend auf gerichtliche Weisung im Rahmen der Führungsaufsicht oder Bewährung hin in die Einrichtung; die Altersspanne liegt aktuell zwischen 18 und 85 Jahren. Insgesamt haben sich in den vergangenen 15 Jahren rund 1600 Menschen aus dem gesamten Oberlandesgerichtsbezirk Nürnberg in der Psychotherapeutischen Fachambulanz der Stadtmission Nürnberg vorgestellt. Um die Anfahrtswege für Klienten aus der Oberpfalz zu verkürzen, wurde 2020 eine Zweigstelle in Regensburg eröffnet, die mittlerweile fest etabliert ist.
Stähler: Ausgrenzung und Stigmatisierung helfen niemandem
Die Stadtmission Nürnberg kann auf eine lange Tradition sozialtherapeutischer Arbeit mit Straffälligen zurückblicken. »Es gehört zum Kern unseres diakonischen Auftrags, dass wir uns als Stadtmission Nürnberg insbesondere auch um Menschen kümmern, mit denen Teile der Gesellschaft am liebsten nichts zu tun hätten«, sagte Kai Stähler, Vorstandsvorsitzender der Stadtmission Nürnberg. »Doch Ausgrenzung und Stigmatisierung helfen niemandem weiter. Es ist meine und unsere innerste Überzeugung, dass jeder und jede eine neue Chance im Leben verdient – in diesem Fall mit hochprofessioneller Hilfe durch unsere qualifizierten Therapeutinnen und Therapeuten und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die eine ganz besondere Arbeit leisten. Diesen möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken. Sie nehmen eine unfassbar wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft wahr!« Stähler schloss in seinen Dank auch all diejenigen mit ein, die in den letzten 15 Jahren durch ihre Unterstützung, Kooperation oder Förderung zur erfolgreichen Arbeit der Fachambulanz beigetragen haben.
Insgesamt gibt es in Bayern drei Psychotherapeutische Fachambulanzen: 2008 nahm die erste Fachambulanz in München ihre Arbeit auf, 2009 wurde die Fachambulanz in Nürnberg eröffnet. Als dritter Standort kam 2011 die Fachambulanz in Würzburg hinzu. Zudem wurden vier dazugehörige Außenstellen in Memmingen, Kulmbach, Regensburg und Landshut eröffnet. Die Fachambulanzen haben eine Lücke in der ambulanten therapeutischen Nachsorge von straffällig gewordenen Menschen geschlossen. Sie werden finanziert mit Mitteln des Bayerischen Justizministeriums.
Fachtag rundet das Jubiläum ab
Das 15-jährige Jubiläum wurde von einem Fachtag mit Vorträgen von Expertinnen und Experten zu den Themen Wirksamkeit von Therapie auf das Rückfallrisiko, Unterstützungsmöglichkeiten zum Ausstieg aus der Kriminalität, Bedrohung und Bedrohungserleben in der forensischen Psychotherapie, Risikosprache und Psychopathie begleitet.
Weitere Informationen:
Fachtag mit Festakt – Stadtmission Nürnberg (stadtmission-nuernberg.de)