»Eine sehr schöne Stadt«, beschrieb Kyle Bettley vom Weiterbildungs- und Hochschulkolleg Glasgow Clyde College seinen ersten Eindruck von Nürnberg. Begleitet wurde er von Claire Donaghey, ebenfalls Clyde College, sowie Karen McIntyre von der gemeinnützigen Einrichtung »Bridges Programmes« und Aroy Robinson von »Glasgow Life« (Erwachsenenbildung). Im Rahmen eines Kurztrips in die mittelfränkische Metropole wollten sie sich neue Ideen und Impulse für ihre unterschiedlichen Tätigkeiten holen, mit denen sie geflüchtete Menschen in Glasgow unterstützen. Dazu zählen etwa Sprachkurse und vorbereitende Maßnahmen für den Arbeitsmarkt.
»Ihr macht einen tollen Job«
Entsprechend aufmerksam lauschte das Quartett den Ausführungen von Teamleiter Stefanos Panaras, der die Aufgabe der Flüchtlings- und Integrationsberatung treffend zusammenfasste: »Wir fungieren als Lotsen für die Migrantinnen und Migranten.« Dazu beraten die Mitarbeitenden der Einrichtung Geflüchtete im Christine-Kreller-Haus sowie direkt in den Gemeinschaftsunterkünften oder AnkER-Dependancen. Sie geben den Neuankommenden in Nürnberg Orientierung, erläutern gesetzliche Regelungen, vermitteln zu Integrationskursen und unterstützen bei sonstigen Problemen. »Ihr macht einen tollen Job«, lobte Kyle Beetley beeindruckt und machte sich eifrig Notizen.
Kompetent gab Christian Teleki auch einen Überblick über das deutsche Asylverfahren. Damit kennt sich der Sozialpädagoge und Leiter des Arbeitsfelds »Asyl und Migration« bestens aus, schließlich bietet er in den AnkER-Dependancen eine unabhängige Asylverfahrensberatung für geflüchtete Menschen an. Er verdeutlichte, wie wichtig es für diese sei, die deutsche Sprache zu lernen. »Mein Rat an meine Klientinnen und Klienten lautet immer: Tut etwas für eure Integration!« Wer es schaffe, Deutsch zu lernen, öffne damit neue Türen – auch in die Erwerbstätigkeit, sofern die zuständigen Behörden eine Arbeitserlaubnis erteilten.
Zu wenige Sprachkurse in Glasgow
Erstaunt zeigten sich die Gäste aus Schottland darüber, wie zielgerichtet ihre fränkischen Gegenüber die verschiedenen Beratungsthemen im Team aufteilen. »In Großbritannien sind Sozialarbeiter für zu viele Probleme auf einmal zuständig. Es wäre besser, wenn sie dort auch spezifischer arbeiten würden«, befand Kyle Bettley und speicherte diese Idee umgehend in seinem digitalen Notizbuch.
Im gemeinsamen Gespräch ergaben sich weitere Unterschiede zwischen den beiden Städten bei der Integration Geflüchteter. So gebe es in Glasgow keine Sozialabeiter*innen, die direkt bei der Vorbereitung auf das Asylverfahren unterstützen. Auch die Wartezeiten für einen Sprachkurs seien erheblich länger: »In unserer Heimatstadt warten 5.000 Menschen auf einen Sprachkurs. Auch deshalb besuchen wir Sie heute: Wir wollen herausfinden, wie andere Länder das machen«, erklärte Claire Donaghey.
Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto und der Einladung zum Gegenbesuch, verabschiedeten sich die Gäste aus UK in die frostige fränkische Dämmerung. Vielleicht ja, um auch den zweiten Tag ihrer Visite in einem urigen Wirtshaus zu beschließen. Schließlich hatten ihnen die traditionellen Nürnberger Bratwürste bereits am Vorabend »ausgezeichnet geschmeckt« …