Harry hat selbst einen holprigen Werdegang mit tiefen Lebenskrisen hinter sich, beruflich wie privat. Diese führten zu verschiedenen Psychiatrie-Aufenthalten. Doch die Ex-IN- Ausbildung zum Genesungsbegleiter war für Harry ein echter Wendepunkt. Ex-In ist die Abkürzung für »Experienced Involvement« – Beteiligung psychiatrisch Erfahrener. Innerhalb eines Jahres, in 12 Modulen und 2 Praktika, erhalten Teilnehmende nach einer Abschlusspräsentation diese Qualifikation.
So auch Harry. Seitdem kann er die Bewohner*innen des Maria-Augsten-Hauses bei ihrer Therapie begleiten. Er hat selbst durchlebt, was die Bewohner*innen gerade durchmachen, er kennt nicht nur die Theorie. Er weiß ganz genau, wie sich Erkrankungen anfühlen. Das ist es, was Klienten*innen oft dazu bringt, ihn näher an sich ranzulassen. Manchmal fällt es leichter, sich vor Menschen zu öffnen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. »Harry ist der Mann, der mich versteht«, so wird er von einem Klienten bezeichnet.
Fast alle der Ex-IN-Absolventen*innen waren bereits selbst psychisch erkrankt – genau deshalb ist die Ausbildung auch sehr flexibel und richtet sich nach den Bedürfnissen der Kurs-Teilnehmer*innen. Die Teilnehmenden können auch pausieren und den Kurs später fortführen.
Im Anschluss an die Qualifikation können Genesungsbegleitungen dann in verschiedenen sozialpsychiatrischen Einrichtungen arbeiten. Je nach eigenem Hintergrund unterscheiden sich deshalb die späteren Aufgaben.
Was sie alle gemeinsam haben: Sie gehen ein Wagnis ein und dadurch eröffnet sich eine noch viel größere Chance - sowohl den Genesungsbegleiter*innen als auch den Klienten*innen. Gemeinsam mit einem Sozialpädagogen oder einer Sozialpädagogin stehen sie immer im Austausch mit Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften und bringen so in den Genesungsprozess eine weitere Perspektive ein.
Harry bietet im Maria-Augsten-Haus individuelle Gespräche an und eine inklusive Spielegruppe, die sowohl eine ungezwungene Beschäftigung sein kann, als auch den Austausch zwischen den Klienten*innen fördert.
Das Programm Ex-IN hilft aber auch den Genesungsbegleiter*innen selbst: »Die Tätigkeit gibt Struktur, Sinn und Halt und das gute Gefühl, jemandem helfen zu können«, sagt Saskia Karg, Einrichtungsleiterin des Maria-Augsten-Hauses. Auch Harry ist durch seine Arbeit als Genesungsbegleiter wieder in einem Alltag angekommen, den er in dieser Form längst aufgegeben hatte.
Die Kosten für die Ausbildung belaufen sich dabei auf insgesamt 2400 Euro. In manchen Fällen kann sie z.B. auch über den Bezirk oder das Arbeitsamt finanziert werden.
Wenn Sie sich für die Ausbildung interessieren, dann können Sie auf der Seite Ex-IN Deutschland und Ex-In Bayern weitere Infos und auch Standorte finden.