1974 wurden die »Begleitenden Schulförderkurse für Arbeiterkinder« durch die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern (afa) gegründet. Was als Hausaufgabehilfe für Kinder aus finanziell schwachen oder benachteiligten Familien in der Nürnberger Südstadt begann, hat sich Schritt für Schritt zu einer gezielten Förderung für den Hauptschulabschluss entwickelt. 1986 übergab die afa die Schulförderkurse schließlich an die Stadtmission Nürnberg.
»Ihnen wird Mut gemacht, an sich selbst zu glauben«
Heute wie damals gilt: Die Kursleiter*innen haben ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Kids. Denn die Schulförderkurse vermitteln weit mehr als nur den Unterrichtsstoff. »Jugendliche, für die Schule längst ein rotes Tuch ist, lernen in der vertrauensvollen Atmosphäre unserer Schulförderkurse, weshalb es sich lohnt zu lernen. Ihnen wird Mut gemacht, an sich selbst zu glauben. Sie erfahren neue Motivation«, sagt Kai Stähler, Vorstandsvorsitzender der Stadtmission Nürnberg. »Unsere Mitarbeitenden leisten hier ganz tolle Arbeit«, fährt er fort.
Das ist allzu oft auch bitter nötig. »Denn leider besteht nach wie vor die Meinung, die Mittelschule sei eine Restschule für all jene, die den Übertritt auf eine weiterführende Schule mit höheren allgemeinen Schulabschlüssen nicht schaffen«, beobachtet Teamleiter Herbert Biebl. Genau das wollen die Kursleiter*innen ändern. »Niemand darf durchs Raster fallen. Und am Geld für Nachhilfe darf es erst recht nicht scheitern. Wir sind davon überzeugt, dass Bildung bezahlbar sein muss, deshalb bieten wir die Förderung für Familien mit wenig Geld auch sehr günstig an«, ergänzt Gesa Hocheder, Leiterin der »Chancen für junge Menschen« bei der Stadtmission Nürnberg.
Über 4.000 Menschen wurden bereits unterstützt
In den Schulförderkursen werden Mittelschüler*innen der 9. und 10. Jahrgangsstufe gezielt und individuell in Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Mathematik und Englisch auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. Und das mit großem Erfolg, wie Teamleiter Biebl eindrucksvoll mit Zahlen belegt: »Seit 2012/13 liegt die Erfolgsquote unserer Kursteilnehmenden zwischen 86 und 98 Prozent.« Erfolg, das heißt in diesem Fall: insbesondere der Quali (9. Klasse), ein mittlerer Schulabschluss (M-Zug, 10. Klasse) oder ein erfolgreicher Mittelschulabschluss. Und das heißt: eine echte Zukunftsperspektive.
Etwa 4.000 junge Menschen wurden mit den Schulförderkursen seit der Gründung im Jahr 1974 bereits unterstützt. Sie wissen das Engagement der Stadtmission zu schätzen: »Von den Absolventinnen und Absolventen und ihren Eltern erhalten wir nach den Prüfungen regelmäßig fast ausschließlich positive Rückmeldungen«, erzählt Biebl.
Auch Nürnbergs Schulreferentin Cornelia Trinkl wertet die Schulförderkurse, die auch mit städtischen Geldern gefördert werden, als ein weiteres Erfolgsmodell. Sie betont, wie wichtig diese Unterstützung ist. »Ich bin sehr stolz auf die vielfältigen Angebote, die wir in Nürnberg haben, um junge Menschen auf dem Weg zu ihrem Abschluss zu unterstützen.«