In der Schreinerei des Therapiezentrums Wolkersdorf fliegen die Späne. Fünf junge Männer, alles Drogenabhängige, die zurzeit eine stationäre Therapie machen, hobeln, sägen und schmirgeln was das Holz hergibt. Unter Anleitung eines Tischlermeisters entstehen u.a. Betten, Tische und kleine Gebrauchsgegenstände. Alle absolvieren gerade den sogenannten »Qualifizierungsbaustein 1« für den Ausbildungsberuf Tischler. »Der erste Qualifizierungsbaustein beinhaltet in erster Linie die Bearbeitung von Vollholz und das Herstellen einfacher Werkstücke«, so Ausbilder Josef Christ. »Die Ausbildungsdauer beträgt 240 Stunden, über die jeder Auszubildende einen Stundennachweis zu führen hat. Die geleistete Arbeit wird mit Werkstücken wie z.B. einem Beistelltisch oder einer Staffelei belegt, die dann in den Besitz des Auszubildenden übergeht.«
»Wir bieten mit Genehmigung der Handwerkskammer Mittelfranken den ersten von insgesamt 10 Qualifizierungsbausteinen an«, so Dagmar Schmitt-Blaufuß, Leiterin der Therapiezentrum. »Das Konzept der Qualifizierungsbausteine ist ein neuer Ansatz des Zentralverbandes des deutschen Handwerks, benachteiligte junge Menschen an einen Handwerksberuf heranzuführen und sie fit für eine Ausbildung zu machen. Dieses trifft auf viele unserer Rehabilitanden zu. Sie haben oft keine Ausbildung oder keinen Schulabschluss und hätten nach dem Abschluss der Rehamaßnahme kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt.«
Bereits 2010 wurden die »Wolkersdorfer« in die Handwerksrolle der Handwerkskammer Mittelfranken als Ausbildungsbetrieb aufgenommen. Seither haben acht Klienten den Ausbildungsabschnitt erfolgreich beendet. Im Durchschnitt absolvieren vier Männer zur gleichen Zeit das Programm. Ihre Motivation zur Teilnahme ist sehr unterschiedlich. Einige streben eine Ausbildung in einem Holzverarbeitungsberuf an oder möchten sich handwerkliche Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen«, so Schmitt-Blaufuß, »andere wollen einfach ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.«
Auch Peter J.* sieht in dem Qualifizierungsbaustein einen wichtigen Schritt auf dem Weg in ein suchtfreies Leben: »Ich hab durch meine Drogensucht meine Ausbildungsstelle verloren. Jetzt will ich versuchen, wieder Fuß zu fassen. Der Anfang mit den ganzen Anforderungen war zwar schwer, aber langsam geht es.«
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Projektteilnehmer, je nach Leistung, ein Zeugnis oder eine Teilnahmebestätigung. Mit dieser können sie sich dann bei Betrieben bewerben. »Bislang hat von unseren ‚Absolventen‘ einer einen Ausbildungsplatz bei einem Tischler bekommen, andere sind in anderen Bereichen untergekommen. Für alle Teilnehmer ist wichtig, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben etwas erfolgreich beendet haben«, so die Leiterin.