Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback und Pfarrer Wolfgang Tereick, Vorstand der Stadtmission Nürnberg e.V., haben heute in Nürnberg die dritte psychotherapeutische Fachambulanz für Gewaltstraftäter in Bayern eröffnet. Bausback bei diesem Anlass: "Dies ist die sechste psychotherapeutische Fachambulanz in Bayern und ein weiterer Meilenstein bei der Verbesserung der ambulanten Nachsorge bei entlassenen Gewalt- und Sexualstraftätern!" Für entlassene Sexualstraftäter habe Bayern bereits drei psychotherapeutische Fachambulanzen in München, Nürnberg und Würzburg aufgebaut. Zur Nachbetreuung von Gewaltstraftätern habe zudem im Juli 2013 die erste Gewaltstraftäterambulanz in München und im Oktober 2014 eine weitere Einrichtung in Würzburg die Arbeit aufgenommen. Der Freistaat habe hier bundesweit Vorbildfunktion, so Bausback heute in Nürnberg. Da es oftmals an spezialisierten Behandlungsmöglichkeiten und Behandlungseinrichtungen nach der Haft fehle, richte die bayerische Justiz den Fokus bei Gewalt- und Sexualstraftätern nicht nur auf die Betreuung und Resozialisierung in der Haft, sondern auch auf die Nachsorge. "Wir nehmen hierfür auch Geld in die Hand", so Bausback heute in Nürnberg. "Alle psychotherapeutischen Fachambulanzen zusammen haben in 2013 insgesamt 1.847.700 Euro und 2014 insgesamt 2.197.000 Euro erhalten. Im Doppelhaushalt 2015/2016 sind hierfür 3.276.514 Euro bzw. 3.454.320 Euro veranschlagt". Der Minister weiter: "Schließlich ist eine erfolgreiche Therapie ein zuverlässiger Schutz vor Wiederholungstaten. Sie hilft also nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Sicherheit der Allgemeinheit und hilft zu verhindern, dass weitere Menschen zu Opfern werden", stellt der Minister fest.
Die heute eröffnete Einrichtung in Nürnberg wird eine Anlaufstelle für Gewaltstraftäter aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Nürnberg sein, die aus der Haft entlassen werden und bei denen eine therapeutische Begleitung gerichtlich angeordnet ist. Die Fachambulanz bietet dazu ein spezifisches psychotherapeutisches sowie sozialpädagogisches Angebot und wird eng mit den Gerichten, den Führungsaufsichtsstellen, den Bewährungshelfern sowie mit anderen an der Nachbetreuung beteiligten Behörden, Institutionen und Personen zusammenarbeiten.
Bayerns Justizminister erläutert, dass Träger der Fachambulanz die Stadtmission Nürnberg e.V. sei, die sich bereits bei der Nürnberger Fachambulanz für Sexualstraftäter als wertvoller Kooperationspartner für die bayerische Justiz erwiesen hat. "Wie bereits in München und Würzburg wird die Gewaltstraftäterambulanz in Nürnberg an die dort schon bestehende Psychotherapeutische Fachambulanz für Sexualstraftäter angegliedert", so Bausback, "damit die Spezialkenntnisse der Fachambulanzen auf dem Gebiet der forensischen Nachsorge genutzt und die vorhandenen Personal- und Sachressourcen besonders effektiv eingesetzt werden können!"
"Wir wollen die Menschen dazu befähigen, dass sie im ganz normalen Alltag wieder zurechtkommen", so Claudia Schwarze, Leiterin der Fachambulanz zu den Zielen der Einrichtung. "Sie sollen ihren Hass und die Aggressionen in den Griff bekommen und lernen, ihre Konflikte friedlich und mit legalen Mitteln zu lösen." Dabei sei es wichtig, so Schwarze, auch die Perspektive des Opfers einnehmen zu können.
Eine Position, die auch Pfarrer Wolfgang Tereick, Vorstand der Stadtmission Nürnberg, teilt: "Die Opfer werden bei der Therapie nicht vergessen." Wichtig sei es aber ebenfalls, so Tereick, die Täter weiterhin als Menschen wahrzunehmen. "Auch jemand, der schlimmste Straftaten begangen hat, verliert damit nicht sein Menschsein und seine Menschenwürde." Diesem christlich-diakonischen Auftrag sei die Stadtmission Nürnberg verpflichtet.