Spendenaktion »Chancen für junge Menschen« startet – Fokus Jugendarbeitslosigkeit: »Ich möchte etwas schaffen«

Etwa 1.200 Jugendliche hatten 2022 in Nürnberg weder Ausbildung noch Arbeit – trotz Nachwuchsmangels in fast allen Branchen. Das sind die Nachwehen der Pandemie, viel zu oft aber auch: vernachlässigtes Potenzial. Die Stadtmission fördert besonders benachteiligte junge Leute in der »sensiblen Zeit zwischen Schulabschluss und Berufsstart«. Diese Arbeit ist erfolgreich, aber existenziell von Spenden abhängig. Mit der Kampagne »Chancen für junge Menschen« wirbt sie deshalb um Unterstützung.

Etwa 700 Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien fördert die Stadtmission Nürnberg jedes Jahr mit Lern- und Ausbildungshilfen, mit Patenprogrammen und animierender Freizeitarbeit. »Chancen für junge Menschen« nennt sich dieser Arbeitsbereich, der nicht zuletzt ein Programm gegen Jugendarbeits- und Perspektivlosigkeit ist. »Nürnberg braucht diese Angebote dringend«, sagt Chancen-Leiterin Gesa Hocheder, die mit Sorge auf die steigende Zahl von Jugendlichen schaut, die durchs Raster fallen: 2022 waren fast 10% aller Erwerbslosen im SGB-II-Bezug in Nürnberg Jugendliche unter 25 Jahren. Sie haben weder Ausbildung noch Arbeit – und oftmals nicht einmal einen Schulabschluss: Denn mit 6% pro Jahrgang liegt Nürnberg auch bei der Quote der Schulabbrecher*innen in Bayern weit vorn. Am schwierigsten sei es für junge Menschen mit internationalen Wurzeln – ihr Risiko, die Schule ohne Abschluss zu beenden, ist drei Mal so hoch als bei Jugendlichen mit deutschsprachigen Eltern.

»Kein junger Mensch legt es darauf an, so früh im Leben zu scheitern – im Gegenteil. Jugendliche in schweren Lebenslagen haben die allerbesten Starthilfen verdient«, sagt Gesa Hocheder. Dass sich das auszahlt, weiß sie aus Erfahrung: Allein unter den Jugendlichen, die die Schulförderkurse oder die Intensive Ausbildungsförderung (IAV) der Stadtmission nutzen, schaffen mindestens 85 bis 90% einen erfolgreichen Schulabschluss und ihren Einstieg ins Berufsleben.


»Ich wollte einfach voran kommen«

Auch Ali*, 26, gehört zu dieser Erfolgsquote: Als Jeside flüchtete er 2015 aus dem Irak nach Deutschland. Drei Jahre lebte er in Berlin. Doch weil er das Gefühl hatte zu stagnieren, sich verloren fühlte in der Millionenstadt und außerhalb der Flüchtlings-Communities keinen Anschluss fand, kam er 2019 nach Nürnberg. Hier wendete er sich direkt an die Stadtmission – das Chancen-Team half ihm dabei, sich eine Perspektive zu schaffen: Mit einer Wohnung, einem in Bayern anerkannten Schulabschluss, bei der Suche und Vorbereitung einer Ausbildung. Die Mitarbeitenden waren auch Alis sozialer Anker, wenn es nicht vorwärtsging: »Er hat viel einstecken müssen. Sein irakisches Abitur zählte hier nichts und die Corona-Jahre waren bitter: Da ging gar nichts, kein Praktikum, kein Vorstellungsgespräch, nichts«, erzählt sein Ausbildungs-Betreuer Herbert Biebl.

Ein »wachsendes Vertrauensverhältnis« zu seinen Helfer*innen, das war nicht nur für Ali ein großer Halt. »Die Jugendlichen sind in einer sehr sensiblen Altersphase und haben leider oft schon verinnerlicht, dass ihnen wenig zugetraut wird. Unsere Kursleiter und Paten vermitteln eine andere Botschaft, sie erwarten auch etwas von ihnen. Da beginnen sie umzudenken, dranzubleiben, selbst wenn eine Prüfung danebengeht oder sich nichts tut in Sachen Bewerbungen«, erzählt Biebl.

Auch Ali blieb hartnäckig, paukte neben Deutsch auch Mathe mit einem ehrenamtlichen Paten der Stadtmission, um für »den kaufmännischen Bereich« fit zu werden. Dort ist er heute auch angekommen: Zwei Jahre dauert seine Ausbildung zum Bürokaufmann noch. Ali hat bescheidene Träume: »Ich will einfach einen guten Job machen und gut leben.«

Potenzial anerkennen und mobilisieren

Es sei ärgerlich und traurig, dass in Nürnberg jedes Jahr etwa 500 Ausbildungsplätze unbesetzt und mindestens 130 junge Leute »unversorgt« bleiben, sagt Hocheder. »Unsere Erfahrung ist: Jeder kann was, jeder will was – und manchmal braucht es einfach etwas, um diese Zuversicht auch bei den Jugendlichen zu mobilisieren.« Ihr Auftrag sei es auch zu vermitteln, wie viele verschiedene und tolle Beruf es gebe. »Allein 350 Ausbildungsberufe! Zugewanderte aus dem arabischen Raum zum Beispiel kennen aus ihren Herkunftsländern den Arztberuf, alle Pflege- und Sanitätsberufe dagegen sind totales Neuland.«

Chancen für junge Menschen spenden

Mindestens 20% der Chancen-Angebote für benachteiligte Kinder und Jugendliche finanziert die Stadtmission aus Spenden. Das sind derzeit etwa 200 000 EUR pro Jahr. Der neue Stadtmissions-Vorstand Kai Stähler betont, dass jeder investierte Euro in diese soziale Starthilfe auf mittlere Sicht doppelt und dreifach an die Stadtgesellschaft und ihre Unternehmen zurückfließe. »Chancen für junge Menschen ist ein Investitionsprogramm in unsere Gesellschaft und ihre Potenziale. Jeder Euro, jede Spende gibt Jugendlichen Auftrieb.«

 

Spendenkonto:
Stadtmission Nürnberg e.V.
IBAN: DE71 5206 0410 1002 5075 01
BIC: GENODEF1EK1
Evangelische Bank eG
Stichwort: Chancen


*Name geändert

Weitererführende Informationen zur Spendenkampagne "Chancen für junge Menschen" finden Sie hier.

 

    Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg