NÜRNBERG. Monika L. ist 34 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Der Vater der Kinder, selbstständiger Taxiunternehmer, hat durch die Pandemie fast alle Einkünfte verloren. Den Unterhalt für seine Kinder kann er seit Monaten nicht mehr zahlen. Monika L. hingegen sucht eine neue Anstellung, nachdem sie im Frühjahr ihre Weiterbildung abgeschlossen hat – bisher ohne Erfolg, halten sich viele Betriebe doch gerade jetzt mit Neueinstellungen zurück. Monika L. ist verzweifelt. Denn mit der amtlichen Grundsicherung, von der sie aktuell lebt, bekommt sie zwar noch alle Kinder satt, doch ihre Mietkosten sind nicht in voller Höhe gedeckt. Die 34-Jährige hat Angst, in Kürze ohne Wohnung und zuhause für ihre Kinder dazustehen, weil ihre Mietenschulden immer höher werden. Zum Glück hat Monika L. Hilfe bei der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) der Stadtmission Nürnberg gesucht. »Wir haben ihr geholfen zumindest befristet mit ihrem Vermieter einen Kompromiss zur Mietstundung zu finden und beim Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss für ihre Kinder beantragt«, erzählt Christine Mürau, die die KASA leitet. Zudem könne die KASA, dank Spenden, Menschen wie Monika L. auch kurzfristig unter die Arme greifen, zum Beispiel mit einem Essenspaket, damit die Familie etwas im Kühlschrank hat.
»Ich weiß nicht, wie ich über die Runden kommen soll«
Gertrud B. gehört zu den vielen Senioren*innen, die zuletzt regelmäßig in die Ökumenische Wärmestube kamen. Nicht nur das warme Essen, auch die Gespräche, die sie dort mit Mitarbeitenden und anderen Gästen teilte, waren für die mittellose Rentnerin essentiell. Gertrud B. kam durch das Angebot der Wärmestube immer gerade so über die Runden. Mit Ausbruch der Pandemie aber musste die Ökumenische Wärmestube den Zugang für ihre Gäste begrenzen. Viele von ihnen erhalten Nahrungsmittel seitdem als Pakete zum Mitnehmen. In der Tagesstätte hingegen können sich Menschen nur begrenzt aufhalten, wobei vor allem Obdachlose den Raum brauchen, um sich aufzuwärmen und zu essen.
Menschen wie Gertrud B., die noch ein eigenes Dach über dem Kopf haben, wiederum fehlen die Stunden in der Wärmestube. Auch Manuela Bauer, Leiterin der Tagesstätte, bereitet das Bauchschmerzen. »Diese Menschen haben immer versucht, ihr Leben irgendwie selbst zu meistern. Sie schämen sich, arm und hilfsbedürftig zu sein.« Dass die Ökumenische Wärmestube, angesichts der Pandemie und besonders mit Anbruch des Winters nicht dauerhaft für alle ein offenes Haus sein kann, ist schmerzhaft. »Trotzdem versuchen wir da zu sein, wenn Menschen uns am nötigsten brauchen. Im Zweifel eben übers Fenster«, sagt Bauer.
Risikofaktor Armut
»Menschen in prekären Lebenslagen können sich schlechter gegen das Virus schützen und sie haben keine Ressourcen, um die sozialen Folgen der Pandemie abzupuffern«, sagt Vorstandssprecher Matthias Ewelt und nennt Beispiele: »Sie pendeln in vollen U-Bahnen statt im eigenen PKW, sie wohnen in engen Wohnungen oder Notunterkünften und haben als Multijobber vielfach ihre Arbeitsgelegenheiten verloren. Pfandsammler*innen finden keine Flaschen mehr. Offene, kostenlose Begegnungsstätten in der Stadt haben vorrübergehend geschossen oder müssen den Zugang begrenzen.« All das treffe viele Menschen ins Mark – oftmals ohne, dass andere etwas davon mitbekommen, so Ewelt.
Oberste Priorität: Hilfe im Leben zugänglich halten
Ressourcenarme Menschen, die auf sich allein gestellt sind, stünden demnach im Zentrum der Corona-Krise. Für die Nothilfe- und Beratungsstätten der Stadtmission Nürnberg wird der anstehende Winter deshalb eine Mammutaufgabe. Die Einrichtungen der diakonischen Trägerin arbeiten unter entsprechenden Schutz- und Hygienekonzepten – wichtig dabei ist: »Unsere Hilfe wird vielfältig und für alle, die sie brauchen, zugänglich bleiben. Das heißt vielerorts auch umorganisieren und Alternativen schaffen«, erklärt Stadtmissions-Vorstand Ewelt. Nicht nur dafür brauche es Spendengelder. Genauso könnten mit Spenden Stromsperren in Haushalten Hilfesuchender verhindert, Lebensmittelpakete gepackt oder Tablets für Kinder armer Familien finanziert werden, mit denen sie Zugang zu den digitalen Lernplattformen ihrer Schulen oder zur Online-Nachhilfe haben. »Wer ,Erste Hilfe gegen Armut‘ unterstützt, hilft uns, mittellose Menschen aus unserer Nachbarschaft durch den Winter und die nächsten Pandemiewochen zu bringen.«
Spendenkonto:
Stadtmission Nürnberg e. V.
IBAN: DE71 5206 0410 1002 5075 01
BIC: GENODEF1EK1
Evangelische Bank eG
Stichwort: Armut