Die Versorgung von Menschen mit Demenz kann sehr aufwändig sein: Viele Betroffene brauchen Hilfe rund um die Uhr. Für Pflegende und Angehörige deshalb unverständlich: Demenz kommt bisher im Leistungskatalog der Pflegeversicherung nicht vor. Das bedeutet: »Pflegestufe 0« trotz massivem Pflege- und Betreuungsaufwand.
Darüber diskutierte die Bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer mit Diakoniepräsident Michael Bammessel, MdB Dagmar Wöhrl, Stadtmissionssprecherin Gabriele Sörgel und Mitarbeitenden am 19. Juli 2013 im Nürnberger Pflegeheim Hephata. Die Stadtmission Nürnberg hält hier Pflege und Betreuung u. a. für demenzerkrankte und jüngere Bewohnerinnen und Bewohner bereit – und ist mit diesem Angebotskatalog Vorreiterin in der Region Nürnberg.
Haderthauers Hauptkritik zielt auf Berlin: Die Bundesregierung habe nötige Leistungen für die Demenzpflege zwar angekündigt, in dieser Legislaturperiode aber nicht umgesetzt. Grund: Keine Mehrkosten – eine Vorgabe, die sich nach Meinung Haderthauers nicht halten lässt. Ein steuerfinanziertes Bundesleistungsgesetz, das auch dementen Menschen zugute käme, könne die Leistungen ergänzen, so die Überlegung der Ministerin.
Bammessel hält an seiner Diakonie-Forderung fest: Die gesamte Pflegefinanzierung sei zu verbessern. Denn private Zuzahlungsanteile würden viele überfordern. Die Ministerin sparte dabei die Eigenverantwortung des Einzelnen nicht aus: Die Pflegeversicherung sei Teilkaskoschutz - Pflege im Alter immer auch privates Risiko. »Die Verbraucher sitzen mit am Verhandlungstisch«, so Haderthauer. Gabriele Sörgel betonte, dass sich die Pflegesituation für Angehörige wie Einrichtungen zügig ändern müsse: »Uns läuft die Zeit davon. Angehörige sind mit der Pflege dementer Menschen enorm belastet. Wenn wir keine Entlastung schaffen, verschleißen wir eine ganze Generation.« Oft bedeute eine stationäre Versorgung eine deutliche Entlastung der Angehörigen und der Betreuten selbst. »Viele Bewohnerinnen blühen in der stationären Pflege auf«, betont Sörgel. Deshalb müsse bei den Pflegesätzen eine bessere Personalausstattung in den Einrichtungen stärker berücksichtigt werden. »Stellensparen darf nicht belohnt werden«, so Sörgel.
Beim Rundgang in der beschützenden Abteilung von Hephata informierte sich Haderthauer über die Situation vor Ort, sprach mit Pflegenden und Familien. »Alle sind sehr freundlich, die Räume sind hell und ansprechend«, fasst die Staatsministerin ihre positiven Eindrücke von Hephata zusammen.