Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen haben die »Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen« unterzeichnet. In fünf Leitsätzen formuliert die Charta zentrale Aufgaben und Positionen, auf deren Grundlage Menschen an ihrem Lebensende gut begleitet und versorgt werden können. Ziel ist es, jedem Menschen »ein Sterben unter würdigen Bedingungen« zu garantieren, das seinen individuellen medizinischen, pflegerischen, psychosozialen sowie spirituellen Wünschen und Bedarfen gerecht wird. Dazu sei die Öffentlichkeitsarbeit aller unterzeichnenden Organisationen zum Thema ebenso wichtig wie das intensive Zusammenspiel von Fachleuten in jeder Region.
Über 2.300 Organisationen und fast 28.000 Personen haben die Charta seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 2010 unterzeichnet. Mit ihrem Beitritt bekennen sich Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen zu den Zielen der Charta und machen es sich zur Aufgabe, diese sowohl in den eigenen Einrichtungen wie auch in den regionalen Netzwerken von Kirche, Politik und Zivilgesellschaft zu verankern.
»Diakonische Hilfe im Leben reicht bis ins Sterben hinein«
Vorstand Matthias Ewelt: »Zu jedem Leben gehört das Sterben. So kann es nur gut sein, wenn wir den Tod, das Trauern und Abschiednehmen auch als unser aller Thema begreifen. Wir müssen da miteinander und auch jeder persönlich zu mehr Sicherheit, Worten und Routinen finden, um das Sterben bewusst zu besprechen.« Diese Einsicht sei in der Diakonie sicher schon viel tiefer verankert als in anderen Häusern. Tabus hingegen böten die Basis für gesellschaftlichen Stillstand und persönliche Ängste. Auch deshalb begrüßt der Pfarrer den jüngst u.a. durch Diakoniepräsident Ulrich Lilie angestoßenen Diskurs zur Sterbehilfe.
Würdevoll Sterben – nicht nur im Hospiz
Das Sterben habe nicht nur im Hospiz seinen Platz. Schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen seien zuhause, in Kliniken und Pflegeheimen mit dem Tod konfrontiert. Allerdings: »Nicht nur unter Medizinern*innen, deren Selbstverständnis es ist, Leben zu retten, kommt das Reden, Erklären und Begleiten des Sterbens oft zu kurz«, sagt der Leiter des Erlanger Hospizes Alexander Kulla. »Dann hören Leute nach langen Klinikaufenthalten manchmal erst bei uns im Hospiz, was in ihrer letzten Lebensphase mit ihnen passiert.« Das Lebensende sei aber kein Nischenthema für Fachleute aus Hospiz- und Palliativarbeit.
»Auch in unseren Pflegeheimen hat uns die Corona-Krise zuletzt mit vielen Unsicherheiten konfrontiert und in Dilemmata gebracht«, bekennt der Diakonie-Vorstand Matthias Ewelt. »Nicht allein zu sein, gehört und berührt zu werden, das ist am Lebensende eines Menschen fundamental wichtig. Das wissen auch die Pflegekräfte, die gleichzeitig jeden Tag darum ringen, weitere Ansteckungen zu vermeiden.« Der Zeitpunkt zur Unterzeichnung der »Charta zur Betreuung sterbender Menschen« und der damit angestoßene Sensibilisierungsprozess unter Mitarbeitenden, Klienten*innen und Angehörigen sei bewusst gewählt. »Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie Menschen bei uns auch unter Krisenbedingungen würdevoll und selbstbestimmt Sterben und Abschiednehmen können.«
Im Verbund von Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen sind rund 1.900 hauptamtliche Mitarbeitende und etwa 700 Ehrenamtliche beschäftigt. Zum Verbund gehören 69 Einrichtungen mit Sitz in Mittelfranken, die in der Pflege- und Seniorenarbeit, in der Kinder- und Jugendhilfe, der Armuts- und Straffälligenhilfe, in der Beratungsarbeit sowie in der Sucht- und Psychisch-Kranken-Hilfe aktiv sind.
Weitere Informationen zur Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland unter www.charta-zur-betreuung-sterbender.de