Stadtteilmütter geben Chancen

Stadtmission wirbt um Spender und ehrenamtliche Immigrantinnen

NÜRNBERG.   Mit ihrer aktuellen Oster-Spendenaktion wirbt die Stadtmission Nürnberg um Unterstützung für die Arbeit ihrer Stadtteilmütter. Ein »Integrations-Erfolgsmodell« und »Vorbilder auf dem Weg zu einer inklusiven Stadtgesellschaft« seien die Stadtteilmütter, so Vorstandssprecherin Gudrun Dreßel als das Projekt am Donnerstag vorgestellt wurde.

Mit einer Spendenaktion will die Stadtmission ihr Integrationsprojekt »Stadtteilmütter« absichern und weiter ausbauen. Seit 2010 ist der Wohlfahrtsverbund mit seinen ehrenamtlichen Stadtteilmüttern in Nürnberg aktiv. Dabei haben alle Engagierten selbst Kinder groß gezogen, sprechen mehrere Sprachen und haben einen sogenannten Migrationshintergrund. Mit dieser Lebenserfahrung unterstützen sie heute neuankommende Familien dabei, in Nürnberg Fuß zu fassen. Hilfreich sei, dass Begleitete und Stadtteilmütter häufig dieselbe Muttersprache sprächen, erläuterte Projektverantwortliche Alexandra Frittrang am Donnerstag.  Zudem wüssten die Stadtteilmütter aus eigener Erfahrung um die Hürden, mit denen Immigranten im öffentlichen Leben dieses Landes, dieser Stadt konfrontiert seien. Stadtteilmütter und begleitete Frauen fänden so schnell Zugang zueinander, erläuterte Frittrang. »Wir verstehen die Lebenserfahrung unserer Stadtteilmütter als großen Schatz: Der kulturelle Hintergrund unserer Stadtteilmütter ist eine wichtige Ressource, um Austausch und Vernetzung innerhalb unserer Stadtgesellschaft zu mobilisieren«, betonte sie weiter.

Alltagshelferinnen, Kulturdolmetscherinnen, Freundinnen

Die Stadtteilmütter begleiten ihre Familien meist ein bis zwei Jahre. Vor allem für die Frauen würden sie dabei zu Vertrauenspersonen, an die sie sich mit Persönlichem oder Problemen mit Behörden, Schulen, Ärzten usw. wenden könnten. Viele der begleiteten Familien, immer mehr auch Asylsuchende, kämpften mit wirtschaftlichen, rechtlichen und gesundheitlichen Problemen oder seien bei der Erziehung ihrer Kinder an die eigenen Grenzen geraten, so Frittrang.

Dann können die Stadtteilmütter bei der Organisation des Familienalltags unterstützen. Sie würden zudem das das Selbstbewusstsein der Mütter stärken und könnten mit Rat und Ruhe bei der Kindererziehung helfen. Auch die Stadtteilmütter selbst profitierten von ihrem Engagement: »Sinn und Erfolg des eigenen Tuns sind in diesem Ehrenamt direkt sichtbar.« Zudem qualifizierten sie sich in den Projektschulungen sukzessive weiter, so die Projektleiterin.

Auch Galina Rau-Petrovski (62), gebürtige Kasachin, motiviert diese Erfahrung. Bevor sie als Stadtteilmutter tätig wurde, engagierte sie sich als Nachhilfelehrerin für benachteiligte Kinder. »Als Stadtteilmutter komme ich jetzt viel näher an die Familien ran - erreiche die Seelen der Kinder und kann die Eltern dabei einbeziehen.« Auf die Frage, was sie denn gern weitegeben möge, sagt sie: »Die Liebe und das Lachen. Wir könnten uns den ganzen Tag über Probleme unterhalten, aber der Alltag hat doch auch so viel Schönes.«

43 Frauen hat die Stadtmission Nürnberg seit Projektbeginn 2010 für ihr Ehrenamt ausgebildet. Aktuell betreuen 14 Stadtteilmütter der Stadtmission 19 Familien in ganz Nürnberg. Unterstützung durch eine Stadtteilmutter könnten aber noch viel mehr gebrauchen, so Alexandra Frittrang. »Wir haben eine Warteliste und sind deshalb auch bemüht die Begleitungen auf etwa zwei Jahre zu begrenzen.« Denn die Stadtteilmütter sollten nicht zur Selbstverständlichkeit werden. Sei in einer Familie merklich mehr Stabilität im Alltag eingezogen, könne die Stadtteilmutter wieder an anderer Stelle nötige Hilfe leisten.

Spenden sollen Erhalt und Ausbau der Stadtteilmütter sichern

Die durch die Aktion »Stadtteilmütter geben Chancen« gesammelten Spenden will die Stadtmission nutzen, um das Projekt auch mittelfristig am Leben zu erhalten – und im besten Fall weiter auszubauen. Die Mittel seien wichtig, um neben einer Koordinatorenstelle auch anfallende Aufwandsentschädigungen und kontinuierlich Schulungen für die Stadtteilmütter zu finanzieren. »Wir wollen Integration und Teilhabe fördern. Die Stadtteilmütter setzen dieses Anliegen in die Tat um«, so Gudrun Dreßel, Vorstandssprecherin der Nürnberger Stadtmission. Frauen und Mütter lägen der Stadtmission dabei besonders am Herzen. »Denn wenn wir die Mütter nicht ansprechen, verlieren wir auch die Kinder«, zitierte sie in diesem Sinne den Soziologen Prof. Hans Bertram.

 

Ausführliche Informationen zur aktuellen Spendenaktion "Stadtteilmütter geben Chancen" finden Sie hier.

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg