Verbrechen im Christine-Kreller-Haus der Stadtmission: Aber keine Angst, es floß kein Blut. Stattdessen sprach Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über den Sinn von Haftstrafen. "Wen macht das Gefängnis besser?" lautet der Titel ihres Vortrags, den sie am 10. Januar 2013 vor 80 Hörern der Straßenkreuzer Uni und zahlreichen Journalisten gehalten hat.
Haftstrafen können nur das allerletzte Mittel sein, betonte sie. Gleichzeitig sind sie ein selbstverständliches Element der Justiz. Denn es ist im "Interesse aller in unserer Gesellschaft Lebenden, dass man sich an Regeln hält."
Ob man im Gefängnis ein besserer Mensch wird? Tja … Die Absicht des Gesetzgebers jedenfalls ist, dass Diebe, Betrüger, Schläger und auch Mörder dort zu Einsicht und Reue kommen – und dass der Gedanke an die mögliche Strafe auch abschreckt. 55.000 Menschen sitzen in Deutschland ein, 94 Prozent davon sind Männer, der überwiegende Teil ist zwischen 25 und 45 Jahre alt. Sie sollen – das sieht das Gesetz vor – resozialisiert werden. Viele arbeiten, andere holen Ausbildung und Schulabschluss nach, manche machen Therapie. In der Hoffnung, dass sie nicht wieder kriminell werden (müssen). Aber mahnt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: "Wir müssen neben den Tätern auch die Opfer sehen."
Die anschließende Diskussion war rege. Die Hörer fragten: Sind die Strafen zu lasch? Wie wird die Sicherheitsverwahrung künftig geregelt? Ist es gerecht, dass zwischen Bundesländern so große Unterschiede bei Haftbedingungen und Strafzumessung bestehen? Und zwingen nicht die schlechten Perspektiven die Entlassenen dazu, wieder kriminell zu werden? Auch zu aktuellen Fällen nahm die Ministerin Stellung, klar, deutlich und verständlich – was die Hörer im Kreller-Haus mit langem Beifall honorierten.
Gabi Pfeiffer, Straßenkreuzer Uni