Damit sie den Halt nicht verlieren

Tabea Beck

ist verantwortlich für das Projekt »Durchblick« und jeden Dienstag direkt vor Ort im sogenannten BM-Gebäude neben der Technischen Hochschule.

Viele Abiturienten*innen sehnen es herbei: das Studierendenleben mit größerer Freiheit und Selbstständigkeit. Doch dieser neue Abschnitt bringt auch einige Herausforderungen mit sich: Gewohnte Bahnen und das vertraute Umfeld werden oft zurückgelassen. Dazu kommt für einige der Druck der Prüfungen, manchmal sogar Existenzängste oder Zweifel am eingeschlagenen Weg. Was, wenn ich nicht die richtige Entscheidung getroffen habe und es der falsche Studiengang ist?

Diese Fragen und Ängste können Studierende im Alltag begleiten. Manche gehen damit gut um, andere nicht. Und wenn dann noch Alkohol oder andere Substanzen konsumiert werden, und teilweise auch Bier auf dem Campus verkauft wird, dann ist der Schritt zu einem problematischen Konsum oder sogar in die Abhängigkeit gar nicht so weit weg.

Aber ist mein Konsum noch im Rahmen? Ist es schon Abhängigkeit oder habe ich einfach nur Spaß? Genau bei diesen Fragen setzt das neue Angebot des Suchthilfezentrums im Rahmen des HaLT-Projekts »Hart am Limit« an.

Seit dem Wintersemester 2023 gibt es an der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm speziell für Studierende das Gesprächsangebot »DURCHBLICK«: direkt vor Ort, niederschwellig, kostenlos und anonym. Und seit dem Start im Oktober hat sich schon einiges getan.

 

Zu Beginn noch in Räumlichkeiten direkt in der TH Nürnberg an der Bahnhofstraße und ausschließlich für die Fakultät Sozialwissenschaften, ist das Angebot nun in einem nahegelegenen Gebäude der Hochschule untergekommen. Dort befindet sich unter anderem auch die psychologische Studierendenberatung. Inzwischen wurde es auf die gesamte Technische Hochschule ausgeweitet. Einmal pro Woche ist Tabea Beck, Sozialpädagogin des Suchthilfezentrums, vor Ort.

»Mit dem Angebot schließen wir eine Lücke«, sagt Nina Krüger, ebenfalls Sozialpädagogin des Suchthilfezentrums und zuständig für das Projekt HaLT am Standort Nürnberg. HaLT ist ursprünglich für Jugendliche und junge Erwachsene konzipiert worden und erreicht diese vorrangig, wenn sie mit einer (Alkohol-)Intoxikation in eine Klinik eingeliefert werden. Dort findet dann ein Sofortinterventionsgespräch mit einer geschulten HaLT-Fachkraft statt. HaLT erreicht Ratsuchende aber auch über die Jugendhilfe, Schulen und Ausbildungsstätten. Die Zielgruppe »junge Studierende« fehlte bislang. »Das leicht zugängliche Gesprächsangebot für Studierende war deshalb der logische nächste Schritt«, fährt Nina Krüger fort. Es sei wichtig, auch in dieser Lebensphase unbürokratische, schnelle Unterstützung anzubieten. Das Angebot an der Hochschule soll den jungen Erwachsenen eine Chance geben, ihren Alkohol- und Drogenkonsum zu reflektieren.

»Die Studierenden werden immer jünger, das Studium und die Lebensumstände immer herausfordernder. Gleichzeitig ist ein Teil der Jugendlichen weniger gefestigt und kann schnell den Halt verlieren«, erklärt Tabea Beck. Sie ist die Hauptansprechpartnerin für Studierende und jeden Dienstag von 11.45 bis 13.45 Uhr vor Ort in der Dürrenhofstraße 6, BM-Gebäude (ehemals HDI-Turm) im zweiten Stock, Raum 208. 

»Wir bekommen sehr positive Rückmeldung. Sowohl von den Partnern*innen der Hochschule als auch von den Studierenden«, erzählt Tabea Beck. »Insbesondere kommt es gut an, dass es keine klassische Suchtberatung ist, sondern einfach ein Austausch über den Konsum. Anonym, kostenlos und gleich in der Nähe. Die Hemmschwelle, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, ist dadurch wesentlich geringer.«

Tabea Beck wünscht sich, dass das Angebot auch weiterhin gut angenommen wird.

Text: Beatrice Schüpferling

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg