Das ist aber nicht alles: »Ich wohne alleine und habe wenig Gesellschaft. Hier habe ich ein bisschen Unterhaltung«, erklärt die 77-Jährige. Mit Klaus etwa. Auch der 55-Jährige nutzt das Angebot der Diakonie Erlangen seit mehr als zehn Jahren und versteht sich offenbar gut mit Irmgard. Sein Leben mag hart sein. Für eine flapsige Bemerkung, die seine Banknachbarin zum Lachen bringt, reicht es jedoch allemal.
Geschämt vor dem eigenen Sohn
Während Seeger in der Küche nebenan frischen Kaffee aufsetzt, gesellt sich Hans zur Frühstücksrunde. Nach anfänglichem Zögern erzählt er seine Geschichte – und wirkt mit jedem Wort ein bisschen erleichterter. Bis vor einiger Zeit sei er noch obdachlos gewesen, nun bewohne er ein Zimmer. »780 Euro zahle ich dafür«, klagt er. Er berichtet von seinem kleinen Sohn, den er regelmäßig sieht. Doch wer Kinder hat, weiß: Sie kosten Geld. Das ist bei Hans knapp: »Das Bürgergeld reicht hinten und vorne nicht. Ich gebe viel für meinen Sohn aus, aber für mich bleibt wenig übrig. Manchmal habe ich nicht mal was zu essen.« Seit drei Jahren stillt er in der Bahnhofsmission zumindest seinen Hunger am Morgen. An seinen ersten Besuch erinnert er sich mit gemischten Gefühlen. »Peinlich« sei ihm das gewesen. Deshalb habe er damals auch zunächst seinen Sohn zum Kindergarten gebracht und erst danach den Weg zum Erlanger Bahnhof eingeschlagen – er schämte sich vor seinem Kind.
Viele der Geschichten an diesem Vormittag ähneln sich auf traurige Weise. Und doch präsentieren sich viele der Besucher*innen kämpferisch – und dankbar. Unisono loben sie die Arbeit des Teams in der Bahnhofsmission. »Alle hier sind super herzlich und freundlich«, bestätigt etwa Michael, der regelmäßig vorbeikommt.